Zossen. Auf dem Gelände der ehemaligen Berufsschule (An der Wache) wurden 52 Mitglieder der KPD – wahrscheinlich der gesamte Zossener Ortsverband – sechs der SPD und 32 weitere Nazigegner von SA- und SS-Angehörigen und Mitarbeitern der preußischen Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verhört und misshandelt.
Die Vernehmungen in Zossen dauerten den ganzen Tag bis in die späte Nacht. Von den Verhafteten wurden 32 Kommunisten und Sozialdemokraten zu Rädelsführern stilisiert und unter SS-Bewachung noch in derselben Nacht in das Konzentrationslager Oranienburg verschleppt. Einige von Ihnen kamen in das ebenfalls berüchtigte Konzentrationslager Sonnenburg.
Quellen: Gerhard Kaiser, Christian Thiel und Detlev Steinberg: Sperrgebiet. Die geheimen Kommandozentralen in Wünsdorf seit 1871, Berlin 1998, S. 107; Gerhard Kaiser, Bernd Herrmann: Vom Sperrgebiet zur Waldstadt: Die Geschichte der geheimen Kommandozentralen in Wünsdorf und Umgebung, Berlin 2007, S. 111.
Anmerkung: Der Diakon der evangelischen Gemeinde Zossen, Emil Phillip, beschwerte sich über die Behandlung der Nazigegner. Wenige Tage später wurde er von der Gestapo in das KZ Oranienburg gebracht. Später, nach seiner Entlassung, wurde er nach Crossen an der Oder, heute Krosno Odrzańskie, versetzt. Dort arbeitete er in der Bekennenden Kirche mit.
Der Zossener evangelische Pfarrer Otto Eckert, der der NSDAP angehörte und führendes Mitglied der Deutschen Christen war, unterstützte die Gewaltmaßnahmen gegen die Nazigegner. Er war es auch, der für die Versetzung des Diakons Emil Phillip sorgte.
Die beteiligten SS-Angehörigen gehörten zur SS-Stabswache Z unter Joseph Dietrich. Sie war auf dem Truppenübungsplatz Zossen kaserniert. Das „Z“ stand für Zossen. Auf dem Reichsparteitag der NSDAP im September 1933 erhielt sie den Namen „SS-Leibstandarte Adolf Hitler“.
Der Terror gegen politisch Andersdenkende war ein wesentlicher Teil der Etablierung der nationalsozialistischen Diktatur. Dabei wurden die Gegner*innen verprügelt, gefoltert, in Konzentrationslagern interniert und ermordet. Ziel dieser Aktionen war es, jegliche Opposition gegen das Regime zu beseitigen.
Weiterführende Links:
Artikel in der Märkischen Allgemeinen Zeitung – Wie SA und SS Nazi-Gegner in Zossen schikanierten
Autor: Carsten Preuß (Zossen)