Bernau. Der Berliner SA-Sturm IV/208 besetzt die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in Bernau. Alle Gewerkschaftsschüler*innen müssen das Areal verlassen.
Am 16. Juni 1933 wird das Gebäude zu einer Reichsschule der NSDAP („Reichsführerschule“) und der Deutschen Arbeitsfront, ab 1936 fungiert es als Ausbildungszentrum für Angehörige der SS, des Sicherheitsdienstes (SD) und der Gestapo. Im Sommer 1939 üben hier Einheiten der SS den „polnischen Überfall auf den Sender Gleiwitz“ – den fingierten Überfall, der den Nazis als Vorwand für den Krieg gegen Polen diente.
Quellen: www.baudenkmal-bundesschule-bernau.de; www.tagesspiegel.de/berlin/in-die-fruehere-gewerkschaftsschule-bernau-ziehen-landesbehoerden/120970.html, abgerufen zuletzt am 12.12.2022.
Anmerkung: Am Tag nach den offiziellen NS-Feierlichkeiten zum 1. Mai besetzten SA- und SS-Einheiten und Kommandos der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) Gewerkschaftsbüros in ganz Deutschland. Die Gewerkschaften wurden zerschlagen, ihr Vermögen beschlagnahmt, Funktionäre verhaftet und die Gewerkschaftsmitglieder in die neu geschaffenen Deutschen Arbeitsfront (DAF) eingegliedert. Bis Ende Juni mussten sich auch die anderen Gewerkschaftsverbände der DAF anschließen – oder wurden aufgelöst.
Bereits im März 1933 hatte es zahlreiche Schikanen gegen gewerkschaftliche Einrichtungen gegeben. So war die Bernauer Gewerkschaftsschule bereits am 6. März von 300 SA-Leuten umstellt und von der Polizei durchsucht worden, am 8. März drangen noch einmal 30 SA-Leute in die Bernauer Schule ein und brachten die Schüler*innen nach Berlin. Auch in Luckenwalde war das örtliche Gewerkschaftshaus schon vor dem 1. Mai überfallen worden. Viele Berliner und Brandenburger Gewerkschafter*innen fanden sich nach der Zerschlagung ihrer Organisationen am 2. Mai im KZ Oranienburg wieder.
Weiterführende Links: