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Eklat um Ehrenbürger*innenschaft für Hitler und Hindenburg

Brandenburg an der Havel. Bei der ersten Sitzung der neu gewählten Stadtverordnetenversammlung in Brandenburg an der Havel kommt es zum Eklat, als SPD-Abgeordnete sich weigern, dem Vorschlag der NSDAP, Hitler und Hindenburg zu Ehrenbürgern des Ortes zu machen, zuzustimmen.

Die SPD-Abgeordneten werden niedergebrüllt und überstimmt, schließlich treiben SA-Einheiten die Sozialdemokraten aus dem Saal.

In den Wochen nach dem Vorfall am 2. April werden der SPD-Oberbürgermeister, höhere SPD-Beamte und der Polizeichef nach und nach durch NSDAP-Anhänger ersetzt.

Quelle: Irene A. Dieckmann: Brandenburg an der Havel, in: Julius H. Schoeps, Werner Treß (Hrsg.): Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933. Hildesheim 2008, S. 165.

Anmerkung: Schon in den ersten Monaten ihrer Herrschaft wechselte die NSDAP unliebsame Politiker*innen aus – vom Gemeindevorsteher bis zum Stadtrat. Die „Gleichschaltung“ des politischen und administrativen Personals sollte sicherstellen, dass NSDAP-treue Leute an den Schalthebeln saßen. Hierzu bedienten sich die Nazis einer Mischung aus administrativen Maßnahmen und Straßenterror. Ihr Vorgehen in der Arbeiter*innenstadt Brandenburg an der Havel ist exemplarisch für diese Strategie: Vor 1933 hatten hier traditionell SPD und KPD die besten Ergebnisse bei Wahlen. Auch wenn die NSDAP ihren Stimmenanteil insbesondere zwischen 1930 und 1933 massiv steigern konnte, erreichte sie bei den Wahlen zur Brandenburger Stadtverordnetenversammlung am 12. März 1933 nicht die absolute Mehrheit und war auf die Stimmen des Bürgerblocks angewiesen.

Neben provozierten Eklats wie dem vom 2. April, die der NSDAP dazu dienten, politische Gegner*innen aus ihren Ämtern zu vertreiben, bauten die Nazis ihre Macht auch auf der symbolischen Ebene aus. Hierzu gehörten Ehrenbürger*innenschaften für Adolf Hitler ebenso wie die Tilgung jüdischer oder politisch nicht genehmer Straßennamen und die Umbenennung wichtiger Straßen und Plätze in Adolf-Hitler-Straße oder Adolf-Hitler-Platz. In Brandenburg an der Havel etwa wurde die St.-Annen-Straße in Adolf-Hitler-Straße umbenannt.

Weiterführende Links:

Audiowalk Brandenburg an der Havel – Station II

Gleichschaltung