Neuruppin. In der Karl-Marx-Str. 97 befindet sich das ehemalige Schuhhaus Tack. Wie vor vielen anderen jüdische Geschäften an diesem Tag, findet eine Boykottaktion vor dem Geschäft statt.
Die Märkische Zeitung bringt am 1. April 1933 eine kurze Notiz über den sogenannten Judenboykott in Neuruppin: „Die von der Reichsleitung der NSDAP für heute angekündigte Boykottbewegung setzte programmmäßig Punkt 10 Uhr ein. Große Mengen Neugieriger verfolgte(n) die Aufstellung der Boykottposten vor einigen jüdischen Geschäften.“
In dem kurzen Text ist weiter zu lesen, dass die meisten der, wie es dort heißt, „zu bekämpfenden“ jüdischen Geschäfte schon frühzeitig geschlossen worden seien. Nur wenige von ihnen sind noch offen: das Schuhhaus Tack und Nordsterns Lebensmittelgeschäft. Offenbar finden keine größeren Ausschreitungen oder gewaltsamen Aktionen statt und es wird auch nur von einer Festnahme berichtet.
Quelle: Märkische Zeitung und Anzeiger für Stadt und Kreis Ruppin vom 1. April 1933.
Anmerkung: Für den 1. April 1933 rief die NS-Führung unter dem Motto „Deutsche wehrt euch! Kauft nicht bei Juden!“ reichsweit zum Boykott jüdischer Geschäfte, Banken, Arztpraxen und Kanzleien auf. Damit wurde eine Forderung aus dem NSDAP-Parteiprogramm von 1920 umgesetzt: die Verdrängung der deutschen Jüdinnen und Juden aus dem Wirtschaftsleben. Offiziell begründeten die Nazis die Aktion mit Protesten jüdischer Organisationen vor allem in Großbritannien und den USA. Diese hatten im Vorfeld das anwachsende antisemitische Klima in Deutschland kritisiert und einen Boykott deutscher Waren ins Gespräch gebracht. Das wurde als „jüdische Greuel- und Boykotthetze“ dargestellt und von der deutschen Presse auf Anweisung von Propagandaminister Joseph Goebbels ausgeschlachtet.
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