Potsdam. Der Buckower Lokal-Anzeiger berichtet, dass auf dem Hof der ehemaligen Kadettenanstalt in Potsdam die feierliche Übergabe der Fahne des Gaus Brandenburg der nationalsozialistischen Schülerschaft stattgefunden habe.
Nach Begrüßungsworten des kommissarischen Direktors habe der Reichstagsabgeordnete Dr. Deder Mahnworte an die versammelten Schüler gerichtet: Die Fahne gelte als Symbol für das Deutsche Reich. Prinz August Wilhelm von Preußen forderte die Schülerschaft zur Treue gegenüber der neuen Fahne und Adolf Hitler auf. Die Veranstaltung endete mit dem gemeinsamen Singen des Horst-Wessel-Liedes.
Quelle: Buckower Lokal-Anzeiger: Waldsieversdorfer Zeitung; Zeitung für die Märk. Schweiz, Nr. 63 vom 23. Mai 1933 (38. Jahrgang).
Anmerkung: Bei der ehemaligen Kadettenanstalt handelt es sich um den Gebäudekomplex der heutigen Staatskanzlei in Potsdam. In der Zeit der Weimarer Republik befand sich in den Gebäuden ein öffentliches Internat. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde im Juli 1933 das Internat in eine Nationalpolitische Bildungsanstalt (Napola) umgestaltet. Die Napolas waren Eliteschulen zur Heranbildung des nationalsozialistischen Führungsnachwuches. Die ersten Napolas wurden 1933 in Plön, Köslin und Potsdam gegründet.
Die NS-Schulpolitik zwischen 1933 und 1936 stand vor allem im Zeichen der „Gleichschaltung“ des Lehrkörpers und der Machtkonsolidierung. Mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentum (7. April 1933) wurden jüdische und nicht-nationalsozialistisch-konforme Lehrkräfte entlassen.
Der Reichspräsident Paul von Hindenburg bestimmte mit einem Erlass vom 12. März 1933, dass zukünftig zwei Nationalflaggen das „Dritte Reich“ symbolisieren sollten: zum einen die alte kaiserliche Flagge mit den schwarz-weiß-roten Streifen und zusätzlich die Hakenkreuzflagge. Mit dem „Reichsflaggengesetz“ (15. September 1935) galt die Hakenkreuzflagge als einzige Nationalflagge.
Das oben erwähnte Horst-Wessel-Lied ist ein politisches Lied, das etwa seit 1929 ein Kampflied der SA war und wenig später zur Parteihymne der NSDAP avancierte. Es fungierte schließlich als „zweite“ Nationalhymne.
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