Brandenburg an der Havel. Dem Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel, Paul Szillat (SPD), werden am 1. März 1933 die Polizeigeschäfte entzogen. Auch die sozialdemokratische Brandenburger Zeitung wird am selben Tag verboten.
Zwischen dem 30. Januar 1933 und den Reichstagswahlen am 5. März 1933 kommt es in Brandenburg an der Havel immer wieder zu Zusammenstößen zwischen SA und der SPD. Die NSDAP nutzt diese Vorfälle aus und erreicht beim zuständigen Regierungspräsidenten die Maßnahmen gegen den Oberbürgermeister und die Brandenburger Zeitung.
Quelle: Irene A. Dieckmann: Brandenburg an der Havel, in: Julius H. Schoeps und Werner Treß (Hg.): Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933. Hildesheim 2008, S. 164–165.
Anmerkung: Die SA (Sturmabteilung) war eine paramilitärische Organisation der NSDAP, die Ordnerdienste für Parteiveranstaltungen übernahm und gewalttätige Angriffe auf politische Gegner*innen verübte. Im Jahr 1932 hatte die SA mehr als 200.000 Mitglieder. Bei Zusammenstößen vorwiegend mit Anhänger*innen der KPD und SPD vor den Reichstagswahlen im Juli 1932 starben an die 300 Menschen. Auch nach der Machtübernahme der Nazis fielen zahlreiche Menschen dem SA-Terror zum Opfer. Die SA erhielt zudem massiven Zulauf. Ab Februar 1933 wurden viele SA-Mitglieder in neu geschaffene Hilfspolizeieinheiten eingegliedert. Sie konnten nun ihre Gewaltaktionen unter dem Deckmantel der Legalität ausführen. Der Terror durch SA-Leute spielte gerade in den ersten Monaten eine wichtige Rolle bei der Festigung der Naziherrschaft, gerade in Orten, die zuvor SPD- und KPD-Hochburgen gewesen waren. Die Arbeiter*innenstadt Brandenburg an der Havel, wo vor 1933 bei Wahlen traditionell SPD und KPD die besten Ergebnisse erzielten, hatte wie viele andere Städte seit 1930 erdrutschartige Zuwächse für die NSDAP erlebt. Die Zeit zwischen der Machtübergabe an die NSDAP am 30. Januar 1933 und den Reichstagswahlen am 5. März desselben Jahres nutzten die Nazis für massive Propaganda und gewalttätige Straßenaktionen der SA.
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