Potsdam. Auf dem Bassinplatz verbrennen am Abend die Nationalsozialistische Jungarbeiterbetriebszelle (NSJB), die Hitler-Jugend (HJ), der Bund Deutscher Mädel (BDM) sowie die Jugendgruppen des Gewerkschaftsbundes der Angestellten (GDA) und des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes (DHV) Bücher.
Dabei singen die Teilnehmer*innen zunächst die Eingangsstrophe des Deutschlandliedes. Als Hauptredner tritt Karl Oppeln von Bronikowski, Stadtverordneter der NSDAP und Kreisbetriebszellenleiter der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO), auf. Während seiner Rede werden weitere, hauptsächlich aus Schulen und Betriebsbibliotheken zusammengetragene Bücher verbrannt.
Die Teilnehmer*innen waren vor der Bücherverbrennung mit Fackeln durch die Stadt marschiert. Ausgangspunkt für den Marsch war das NSDAP-Parteilokal Otto Prast in der Kaiser-Wilhelm-Straße 38 (heute Hegelallee 38).
Quellen: Potsdamer Tageszeitung, Nr. 119 vom 22. Mai 1933 (84. Jahrgang) und Nr. 120 vom 23. Mai 1933 (84. Jahrgang).
Anmerkungen: Nach dem Krieg existierte lange Zeit die Meinung, die Bücherverbrennungen vom 10. Mai 1933 seien auf Initiative des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda geplant und durchgeführt worden. Mittlerweile steht jedoch fest, dass dafür die Deutsche Studentenschaft verantwortlich war. Anders verhält es sich mit einer Vielzahl von Bücherverbrennungen, die nach dem 10. Mai stattfanden. In der Zeit von Mitte Mai bis Oktober 1933 organisierten vor allem der Kampfbund für deutsche Kultur, der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband, einzelne NSDAP-Ortsgruppen, die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) sowie die Hitler-Jugend und weitere Jugendorganisationen derartige Aktionen.
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Autor: Alexander Kuchta, Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte