Pritzwalk. Bei der Eröffnung des neuen Stadtparlaments beteiligt sich der sozialdemokratische Gewerkschaftssekretär und Stadtverordnete Ernst Henkel weder beim Singen des Deutschlandlieds noch beim Hoch auf Adolf Hitler und bleibt stattdessen sitzen.
Nach tumultartigen Zwischenfällen in und nach der Sitzung wird Ernst Henkel schließlich verhaftet und ins Berliner Polizeipräsidium überführt.
Quelle: Dahmer Öffentlicher Anzeiger. Zentralblatt für Dahme und Umgegend und für die Landkreise zwischen Jüterbog, Luckenwalde, Baruth, Golßen, Luckau, Sonnewalde, Schlieben, Herzberg, Schönewalde, Nr. 84 vom 8. April 1933 (88. Jahrgang).
Anmerkung: Die SPD gehörte neben der KPD zu den politischen Hauptgegner*innen der Nationalsozialist*innen. Die Funktionär*innen und Mitglieder der Partei wurden von Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft bei der Ausübung ihrer Arbeit behindert und wenig später systematisch verfolgt und in Lagern, Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert. Die Partei selbst wurde am 22. Juni 1933 verboten.
Das Singen des Deutschlandlieds und das Ausbringen eines dreifachen Hochs auf Adolf Hitler war Bestandteil aller offiziellen Veranstaltungen während der NS-Herrschaft. Sich dem zu verweigern, galt als Akt des politischen Widerstands.
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