Gatow bei Schwedt. Das Schwedter Tageblatt berichtet, dass die vom Ortsbauernführer einberufene Versammlung von den Mitgliedern der Bauernschaft vollzählig besucht worden sei.
Auf der Versammlung wären unter anderem eingehend die von den Bäuer*innen zu leistenden Beiträge zum Reichsnährstand dargelegt und auf die Bedeutung des zweiten Reichsbauerntages in Goslar hingewiesen worden. Darüber hinaus hätte der Ortsbauernführer auf eine stattliche Summe, welche Bäuer*innen und Landwirte zum Winterhilfswerk beisteuerten, verwiesen.
Quelle: Schwedter Tageblatt: Vierradener Tageblatt; Heimatzeitung und Nachrichtenblatt, Nr. 264 vom 10. November 1934 (41. Jahrgang).
Anmerkung: Auch im landwirtschaftlichen Organisationswesen kam das Prinzip der Gleichschaltung nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialist*innen zum Tragen. Die gesamten berufsständischen agrarischen Interessensorganisationen und Verbände wurden zusammengefasst. Richard Walther Darré übernahm ab dem 4. April 1933 den Vorsitz der „Reichsführergemeinschaft“ und bemächtigte sich unter anderem der Führung des gesamten landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens. Am 29. Juni 1933 wurde Darré Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft.
Schließlich wurden mit dem „Gesetz über den vorläufigen Aufbau des Reichsnährstands“ (19. September 1933) alle Arbeiter*innen in der Landwirtschaft, Fischerei oder im Gartenbau zwangsvereint. Damit wurde das gesamte bäuerliche Leben staatlich kontrolliert, gesteuert, hierarchisch organisiert (Gliederung Landesbauernschaften, Kreis- und Ortsbauernschaften) und letztendlich auch indoktriniert.
Der „Ortsbauernführer“ war der Leiter der „Ortsbauernschaft“, der untersten Einheit im „Reichsnährstand“. Für jedes Dorf wurde ein Ortsbauernführer bestimmt, der die Bäuer*innnen wirtschaftlich und ideologisch kontrollieren sollte.
Die Reichsbauerntage waren nationalsozialistische Propagandaveranstaltungen, auf denen es neben nationalsozialistischen Reden, Paraden der SS und der SA, Fackelzüge und Treueschwüre auf den „Führer“ gab.
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