Zum Inhalt springen

Teupitz – Eklat bei der Stadtverordnetensitzung

Teupitz. Trotz der Machtgebärden der SA wird nicht der Kandidat der NSDAP, sondern ein Kandidat der National-Bürgerlichen Liste mit neun gegen vier Stimmen zum Stadtverordnetenvorsteher von Teupitz gewählt. Die Stadtverordneten tagen zum ersten Mal nach der Kommunalwahl vom 12. März 1933.

Von den 14 Abgeordneten tragen fünf die braune SA-Uniform. Außerdem hat unter den Gästen der Sitzung ein SA-Trupp Aufstellung genommen.

Die NSDAP-Fraktion legt nach der Wahl sofort Protest ein. Die sozialdemokratischen Abgeordneten Arthur Beyer, Otto Hofmann und Paul Koch singen zum Sitzungsende das Deutschlandlied nicht mit und setzen sich demonstrativ hin, als das Horst-Wessel-Lied gesungen wird. In der Zeitung „Der Märker“ drohen die Nazis am nächsten Tag: „Die Marxisten und ihre Verbündeten […] mögen frohlocken. Aber der deutsche Frühling kommt auch zu uns.“

Quelle: Lothar Tyb’l: Nazis und Entnazifizierung in Teupitz – die Schatten des Adolf-Hitler-Platzes, https://www.teupitz.de/media/pdf/nazibroschure_a5_neu_pdf.pdf, abgerufen zuletzt am 13.12.2022.

Anmerkungen: Auf Betreiben der Nazis wird die Wahl des Stadtverordnetenvorstehers am 11. Mai 1933 wiederholt. Ihre Vorbereitung ist von rigorosem Vorgehen gegen die Nazigegner gekennzeichnet, die ihres Lebens nicht mehr sicher sind.

Die Neuwahl wird nach den Forderungen der Nazis nicht geheim, sondern auf Zuruf vorgenommen und der NSDAP-Kandidat erneut zum Vorsteher der Stadtverordneten vorgeschlagen. Mit den Stimmen der Nazis und der National-Bürgerlichen Liste wird er nunmehr mehrheitlich gewählt. Die drei SPD-Abgeordneten Beyer, Hofmann und Koch enthalten sich der Stimme. Auf Antrag der NS-Fraktion werden sie für sieben Sitzungen, also etwa für ein halbes Jahr, ausgeschlossen und müssen das Rathaus sofort verlassen. Ihr Ausschluss dauert schließlich zwölf Jahre.

Nach dem Verbot der KPD am 8. März werden auch die SPD am 22. Juni und am 14. Juli 1933 alle anderen Parteien verboten. Die NSDAP kann ihre Alleinherrschaft in der Stadt bis zum 27. April 1945 ausüben. An diesem Tag wird Teupitz durch die Rote Armee besetzt und befreit.

Das Horst-Wessel-Lied war ein Kampflied der SA und Parteihymne der NSDAP. Nach der Machtübergabe an die Nazis 1933 fungierte das Lied als zweite deutsche Nationalhymne.

Autor: Dr. Lothar Tyb’l (Berlin)