Cottbus. Über eine Zeitungsanzeige lädt der Stahlhelm die nationalen Parteien und Verbände, die Arbeiter*innen und Bürger*innen von Cottbus am Montag, dem 18. Januar 1932 in beiden Sälen von Altmann zur Reichsgründungsfeier ein.
Die Festlichkeit beginnt um 20 Uhr, Saalöffnung ist bereits um 18.30 Uhr. Hauptredner ist der Stahlhelm-Landesführer Major von Stephani aus Berlin. Der Eintritt beträgt regulär 75 und für Erwerbslose 30 Pfennig.
Quelle: Cottbuser Anzeiger: parteiamtliche Tageszeitung; amtliches Verkündigungsblatt der Stadtverwaltung Cottbus und des Landkreises Cottbus; Tageszeitung für die Lausitz; Lausitzer Landeszeitung, Nr. 13 vom 16. Januar 1932 (85. Jahrgang).
Anmerkung: Der „Stahlhelmbund, Bund der Frontsoldaten“ wurde 1918 gegründet und war ein Zusammenschluss ehemaliger Soldaten des Ersten Weltkrieges, welcher der konservativen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) nahestand. Ab 1929 bekämpfte jener paramilitärisch organisierte Wehrverband offensiv die Weimarer Republik und verbündete sich mit den Nationalsozialist*innen.
Im Oktober 1931 schlossen sich der „Stahlhelmbund“, die NSDAP und die DNVP zur Harzburger Front zusammen, um gemeinsam in gewaltig inszenierten Aufmärschen und durch gezielte Propaganda-Veranstaltungen die Republik zu attackieren. Nach der Machtübertragung wurden die jüngeren Mitglieder des „Stahlhelms“ im Zuge der Gleichschaltung unter der neuen Bezeichnung „NS-Frontkämpferbund“ in die SA eingegliedert und 1935 schließlich aufgelöst.
Im Deutschen Reich war der Reichsgründungstag am 18. Januar ein festlich begangener Tag. Die Kaiserproklamation im Schloss von Versailles 1871 blieb als nationaler Triumphakt im deutsch-nationalistischen Gedächtnis und wurde insbesondere zu Beginn der Machtetablierung des nationalsozialistischen Regimes zelebriert und instrumentalisiert, um nationale Kräfte zu mobilisieren und anzusprechen. Im Laufe der NS-Herrschaft verzichtete man auf diesen Feiertag.
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