Senftenberg. Der Cottbuser Anzeiger berichtete über Zusammenstöße zwischen politischen Gegner*innen in Senftenberg am Tage des Volksentscheids vom 9. August letzten Jahres.
Vor den einzelnen Wahllokalen gingen Nationalsozialisten und Reichsbannerleute mit Stöcken aufeinander los. Vor dem erweiterten Schöffengericht Cottbus werden nun sieben Personen angeklagt, von denen die Überzahl dem Reichsbanner angehört. In der Beweisaufnahme soll geklärt werden, wer die Schlägerei angefangen hat. Folgende Zeugen werden gehört:
- Max P., Mitglied der NSDAP
- Julius Müller, Sturmführer der Nationalsozialisten Senftenberg
- Erwin W.
Quelle: Cottbuser Anzeiger: parteiamtliche Tageszeitung; amtliches Verkündigungsblatt der Stadtverwaltung Cottbus und des Landkreises Cottbus; Tageszeitung für die Lausitz; Lausitzer Landeszeitung, Nr. 3 vom 5. Januar 1932 (85. Jahrgang).
Anmerkung: Besonders seit der Wirtschaftskrise waren viele politische Ereignisse – sei es eine Mai-Demonstration, anstehende Wahlen oder Volksentscheide – von Aufständen begleitet. Oftmals standen die Polizisten hilflos in der Mitte. Vor allem die SA, die bewaffnete Kampf-, Schutz- und Propagandatruppe der NSDAP, versuchte die Straßen durch provozierte Zusammenstöße mit linksgerichteten Gruppierungen brutal zu erobern.
Auf Initiative der SPD gründete sich am 22. Februar 1924 der Bund Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, der seine Aufgabe darin sah, die Weimarer Republik vor links- und rechtsgerichteten Feinden zu schützen. Vor allem nach den ersten Wahlerfolgen der NSDAP stellte sich der Reichsbanner in militärisch organisierter Formation dem zunehmenden Straßenterror der SA entgegen. Nach der Machtübertragung wurden Mitglieder des Reichsbanners systematisch verfolgt.
Anfang 1931 war ein Volksbegehren rechter Parteien und Organisationen (unter anderem DNVP, NSDAP, Stahlhelm) mit Unterstützung der KPD für die Auflösung des preußischen Landtages erfolgreich. Allerdings scheiterte das Volksbegehren am Volksentscheid vom 9. August 1931.
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