Motzen. In Motzen siegte zu den Gemeindewahlen am 12. März 1933 eine Einheitsliste von KPD und linken SPD-Abgeordneten gegen eine rechte SPD- und eine Deutsch-Nationale-Liste der Großbäuer*innen. Mit der absoluten Mehrheit von 231 Stimmen wurde der Gastwirt Kurt Siebenmark Bürgermeister.
Die SA in Motzen, der alle ökonomisch Mächtigen des Ortes angehörten und die auch durch den Gemeindekirchenrat unterstützt wurde, hatte durch Erlass der Regierung Polizeifunktionen erhalten. SA-Leute aus Motzen setzten Siebenmark ab und veranlassten, dass man ihm die Gastwirtschaft für zwei Jahre schloss. Das kam der zweiten großen Dorfgaststätte in Motzen zugute, dem nach seinem früheren Besitzer benannten Gasthof Gärtner. Diese Gaststätte war schon lange Treffpunkt der Deutsch-Nationalen und der Nazis. Gaststättenbetreiber war der NSDAP-Ortsgruppenleiter Dreßler. In Pressartikeln des Märkischen Tagesblattes vom April und Mai 1933 wurde die Gaststätte daher auch „Parteilokal Dreßler“genannt.
Quelle: BLHA, Pr.Br.Rep.41 Amtsbezirk Motzen, Nr. 13
Anmerkung: Am 22. Februar 1933 hatte Göring als von Hitler eingesetzter Reichskommissar für das preußische Innenministerium in Preußen die Bildung einer Hilfspolizei veranlasst, deren Mitglieder aus SA, SS und „Stahlhelm“ rekrutiert wurden. Göring ermunterte die Hilfspolizisten zum „fleißigen Gebrauch der Schußwaffe“.
Die Hilfspolizei bestand zwischen Februar und Mitte August 1933. Sie spielte bei der Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur eine zentrale Rolle. Sie übte terroristischen Druck auf die politischen Gegner*innen aus, indem sie diese verhaftete und verschleppte.
Autor: Dr. Edgar Günther-Schellheimer, Motzen (Ortsteil der Stadt Mittenwalde)