Potsdam. Der Buckower Lokalanzeiger berichtet von der Feier anlässlich des 125. Todestags von Ferdinand von Schill im Potsdamer Konzerthaus.
Die Feier wird von der Potsdamer NSDAP-Ortsgruppe veranstaltet und von politischer Prominenz, von Offizieren und von der Polizei besucht. Der kurmärkische Gaukulturwart hält die Festansprache, in der von der „Größe und unübertrefflichen Gestalt eines Ferdinand von Schill, der sich in wahrer Heldenbegeisterung während der Zeit des deutschen Niederbruchs mit Leib und Seele für sein Vaterland einsetzte, der – wie in unserer Zeit Albert Leo Schlageter und Horst Wessel – seinen Kampf um Deutschlands Freiheit mit dem Tod besiegelte“ die Rede ist. Nach der Festansprache wird das Deutschlandlied und das Horst-Wessel-Lied gesungen sowie „Sieg Heil“ gerufen.
Quelle: Buckower Lokalanzeiger, Zeitung für die märkische Schweiz, Nr. 66 vom 3. Juni 1934 (39. Jahrgang).
Anmerkung: Ferdinand von Schill (1776-1809) war ein preußischer Offizier und kämpfte 1806/07 und 1809 als Freikorpsführer. Schill wurde bereits ab 1839 durch Gedenktafeln und Kranzniederlegungen geehrt und später von den Nationalsozialist*innen als große historische Märtyrerfigur stilisiert.
Die Nazis versuchten mit der Stilisierung vermeintlicher nationaler Helden eine nationalsozialistische Tradition zu konstruieren, um einerseits die eigenen Haltungen und das eigene Handeln zu rechtfertigen und andererseits eine höhere Akzeptanz bei der Bevölkerung zu erreichen.
Albert Leo Schlageter (1894-1923) war Mitglied der Großdeutschen Arbeiterpartei (eine Tarnorganisation der NSDAP, während diese verboten war) und wurde während der französisch-belgischen Ruhrbesetzung von einem französischen Militärgericht wegen Spionage und Sprengstoffanschlägen zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die nationalsozialistische Propaganda machte aus ihm einen Märtyrer und „ersten Soldaten des Dritten Reiches“.
Horst Wessel (1907-1930) war SA-Sturmführer und wurde 1930 von Mitgliedern des kommunistischen Rotfrontkämpferbundes getötet. Die NSDAP stilisierte ihn daraufhin zum „Märtyrer der Bewegung“ und ehrte ihn durch zahlreiche nach ihm benannten Plätzen und Gebäuden sowie durch die Etablierung des Horst-Wessel-Lieds als eine Art Parteihymne.
Weiterführende Links: