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Der „Tag von Potsdam“ wird inszeniert

Potsdam. Der Buckower Lokalanzeiger berichtet von einem enormen Zuschauer*innenandrang zum „Tag von Potsdam“. Die Potsdamer Hotels seien lange ausverkauft gewesen; in den Straßenzügen, durch die sich die Versammlung zur Garnisonskirche bewegt, haben Anwohner*innen Fensterplätze an Fremde vermietet. Bis zu 500 Reichsmark hätten „reiche Amerikaner“ gezahlt, meldet das Blatt. Durch den großen Andrang der internationalen Presse seien sämtliche Telefone im Umkreis des Festplatzes ausgebucht gewesen.

Die Fehrbelliner Zeitung meldet angesichts des „Tages von Potsdam“, dass „zur Feier des Tages“ der Unterricht „an allen preußischen Schulen und Hochschulen“ ausfällt. Um 11.45 Uhr sollen die Schüler*innen in einer Versammlung von ihren Schulleitungen auf die Bedeutung des Tages hingewiesen werden, um 12.00 Uhr hören die Versammelten dann gemeinsam die Reden Hitlers und Hindenburgs im Radio. Schulleiter*innen, deren Schulen kein Radio haben, sollten dafür sorgen, dass eine Rundfunkübertragung möglich ist.

Quellen:
Buckower Lokal-Anzeiger. Zeitung für die Märkische Schweiz, Nr. 36 vom 21. März 1933 (38. Jahrgang) und Fehrbelliner Zeitung, Anzeiger für das Ländchen Bellin und Umgebung, Nr. 34 vom 21. März 1933 (44. Jahrgang).

Anmerkung: Am 21. März 1933 versammelten sich NSDAP sowie die rechten und bürgerlichen Parteien des am 5. März 1933 neu gewählten Reichstages in der Potsdamer Garnisonkirche zur Eröffnungssitzung. SPD und KPD nahmen nicht teil. Das Treffen an diesem symbolträchtigen Ort preußischer Monarchie sollte die Vereinigung des nationalkonservativen Lagers mit der NSDAP demonstrieren. Berühmt ist das Foto, auf dem der neue Reichskanzler Adolf Hitler sich vor Reichspräsident Paul von Hindenburg verbeugt und dessen Hand schüttelt.

Mit der Inszenierung hoffte die nationalsozialistische Führung, ihre Popularität in der Armee und der Bevölkerung zu steigern. Vor allem aber warb Hitler mit seinem demonstrativen Auftritt mit Hindenburg bei den anderen Reichstagsparteien um Zustimmung für das Ermächtigungsgesetz. Mit Erfolg: Am 23. März 1933 stimmten alle Parteien außer der SPD für das Gesetz. Die KPD-Abgeordneten waren nicht anwesend oder bereits inhaftiert.
Der „Tag von Potsdam“ war die erste große Inszenierung des NS-Propagandaministers Joseph Göbbels. Er wurde über alle deutschen Rundfunksender übertragen.

Weiterführende Links:

Der „Tag von Potsdam“