Frankfurt (Oder). Während einer Kundgebung der SPD in Frankfurt (Oder), in der der italienische Professor Corsi zum Thema Faschismus spricht, kommt es zu einer Saalschlacht zwischen den 150 an der Kundgebung teilnehmenden Nazis und den übrigen Zuhörer*innen.
Die Schlägerei kann erst von der Polizei beendet werden. Acht Personen werden schwer verletzt.
Quelle: Fehrbelliner Zeitung, Anzeiger für das Ländchen Bellin und Umgebung, Nr. 75 vom 27. Juni 1931 (42. Jahrgang).
Anmerkung: Das Thema Faschismus wurde damals bei den Sozialdemokrat*innen und bei den Kommunist*innen stark diskutiert, sahen beide doch in der NSDAP eine Parallele zur italienischen faschistischen Partei Mussolinis, der bereits seit 1922 Ministerpräsident in Italien war.
Mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise kam es zu einer Zuspitzung der politischen Lage und zu Saal- und Straßenschlachten sowie zu Überfällen auf kleinere Gruppen und Einzelpersonen zwischen NSDAP, KPD, SPD und weiteren Gruppierungen.
Politik fand häufig auf der Straße statt. Goebbels hatte bereits 1926 gefordert: „Der Machtstaat beginnt auf der Straße. Wer die Straße erobern kann, kann auch einmal den Staat erobern“, hierbei gelte es „Terror und Brutalität“ einzusetzen. Es herrschten zum Teil bürgerkriegsähnliche Zustände mit zahlreichen Toten und Verletzten.
Weiterführende Links und Literatur:
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Für Zitat von Goebbels siehe Karl-Günter Zelle: Hitlers zweifelnde Elite: Goebbels – Göring – Himmler – Speer, Ferdinand Schöningh. Paderborn 2010. S. 50
Einen Überblick zu den Straßenkämpfen gibt Martin Schuster: Die SA in der nationalsozialistischen Machtergreifung in Berlin und Brandenburg 1926–1934. Berlin 2005 (online), S. 215–225