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Kolonialkundgebung in Brandenburg an der Havel

Brandenburg (Havel). Die Abteilung Brandenburg (Havel) des Reichskolonialbundes veranstaltet eine Waffenkundgebung im Saal des Schweizergartens. Der Saal ist mit nationalsozialistischen Symbolen, der Kolonialflagge und zahlreichen kolonialen Werbeplakaten geschmückt.

Auf der Veranstaltung spricht der Präsident des Bundes, Dr. Schnee. In seinem Vortrag argumentiert er gegen die „koloniale Schuldlüge“ und ist von der Wiedererlangung eigener Kolonien unter der Führung Adolf Hitlers überzeugt. Auch der Gauführer, Major von Wiese-Kaiserswaldau fordert zur aktiven Mitarbeit auf. Zudem schildert Prinz Hubertus von Preußen seine Erlebnisse und Eindrücke während seiner 1932 unternommenen Reise durch die ehemaligen deutschen Kolonien Ost- und Südwestafrika.

Quelle: Fehrbelliner Zeitung: Anzeiger für das Ländchen Bellin und Umgebung; behördliches Publikationsorgan für die Stadt Fehrbellin, Nr. 11 vom 27. Januar 1934 (45. Jahrgang).

Anmerkung: Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs musste Deutschland sämtliche Kolonien abgeben. Die neue Regierung unter Hitler fand viel Zuspruch unter denen, die die Rückgabe der Kolonien forderten. Denn man erhoffte sich von den Nationalsozialist*innen Unterstützung.

Dr. Heinrich Schnee veröffentlichte in einem Münchener Verlag das Heft „Die koloniale Schuldlüge“. In dieser versuchte er die These zu widerlegen, dass Deutschland „unwürdig“ sei, Kolonien zu besitzen. Dies war eine Begründung der Siegermächten nach dem Ersten Weltkrieges für die Abtretung der deutschen Kolonien in Afrika. Deutschland wurde vorgeworfen, seine Kolonien im Gegensatz zu anderen Kolonialmächten, schlecht verwaltet zu haben.

Der Major von Wiese und Kaiserswaldau aus Potsdam dürfte 1934 bereits pensioniert gewesen sein. Er war beim  „Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“ als so genannter Kolonialsachbearbeiter tätig.

Prinz Hubertus von Preußen war ein preußischer Prinz und Enkel Kaiser Wilhelms II. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte er in die ehemalige deutsche Kolonie Südwestafrika aus. Hubertus wollte dort den Betrieb ehemaliger kaiserlicher Farmen übernehmen doch verstarb kurz nach seiner Ankunft.

Die Gründungsursachen und das genaue Gründungsdatum des „Reichskolonialbundes“ (RKB) sind nicht gänzlich geklärt. Bereits seit 1923 gab es Bestrebungen, koloniale Verbände und Organisationen zu bündeln. 1925 wurde die „Koloniale Reichsarbeiterschaft“ (KORAG) ins Leben gerufen. Ab 1933 entwickelte sich dieser immer mehr zu einer parteinahen Organisation. Mehrheitlich wird davon ausgegangen, dass die Kolonialverbände durch die Nationalsozialist*innen gleichgeschaltet wurden. Im Juni 1936 wurde der bisherige Präsident des Bundes, Dr. Heinrich Schnee, im Zuge des Zusammenschlusses aller Kolonialverbände von dem Reichsstatthalter Franz Ritter von Epp abgelöst. Auf Weisung von Martin Bormann wurde der RKB schließlich 1943 aufgelöst.

Der RKB gab eine Vielzahl von kolonialpolitischen Agitations- und Propagandaschriften sowie eigene Zeitungen heraus. Die Mitglieder organisierten Vorträge und diverse Veranstaltungen, bei denen sie versuchten, den Gedanken um die „koloniale Frage“ offen zu halten, das heißt: Die Wiedererlangung der früheren Kolonien sollte auf der Agenda bleiben.

Weiterführende Links:

NS-Kolonialplanungen

Reichskolonialbund

Kolonialpolitik