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NS-Gemeindetag droht Gemeindevorständen

Potsdam. Am 28. Oktober 1933 richtet sich das Schwedter Tageblatt mit folgenden Aufruf des Vorsitzenden des Brandenburger Gemeindetages an die Brandenburger Gemeindevorstände:

„[…] Zur Volksabstimmung am 12. November 1933 ist es für jeden Gemeindevorstand unbedingte Pflicht, mit allen Kräften darauf hinzuwirken, dass die von unserem Volkskanzler gestellte Frage in seiner Gemeinde hundertprozentig bejaht wird. Ebenso ist es seine Pflicht, dafür zu sorgen, dass die […] Neuwahl des Reichstages eine überwältigende Mehrheit für den Nationalsozialismus ergibt […] Sollte mir zu Ohren kommen, dass ein Gemeindevorstand sich einer Vernachlässigung dieser seiner Pflicht hat zuschulden kommen lassen, so werde ich ihn, einer Weisung des Herrn Oberpräsidenten folgend, diesem zur Meldung bringen. Heil Hitler!“

Quelle: Schwedter Tageblatt, Vierradener Tageblatt, Heimatzeitung und Nachrichtenblatt, Nr. 253 vom 28. Oktober 1933 (40. Jahrgang).

Anmerkung: Am 12. November 1933 fand die Reichstagswahl sowie eine Volksabstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund statt. Die Monate zuvor nutzten die Nationalsozialist*innen für die Ausschaltung ihrer politischen Gegner*innen, sodass für die neue Reichstagswahl im November 1933 nur eine nationalsozialistisch dominierte Einheitsliste zugelassen war. Die SPD war bereits verboten, die KPD zerschlagen und andere Parteien wie das Zentrum hatten sich freiwillig aufgelöst. Die Reichstagswahl als auch die Volksabstimmung erbrachten eine deutliche Zustimmung für das NS-Regime, was aufgrund der massiven Propaganda, der nicht vorhandenen Alternativen und oben aufgeführter Drohungen wenig verwundert. Wie die Gemeindevorstände auf das „richtige“ Wahlergebnis hinwirken sollten, bleibt in dem Aufruf allerdings offen.

Weiterführende Links:

Der Austritt aus dem Völkerbund