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Kommunist aus Wittenberge festgenommen

Wittenberge. Der seit Februar steckbrieflich gesuchte 20-jährige Kommunist Wienhold S. aus Wittenberge wird in Hamburg festgenommen.

Wienhold S. wird vorgeworfen, in der Nacht zum 21. Februar 1934 in Wittenberge auf SA-Männer geschossen und den Truppenführer sowie Scharfführer schwer verwundet zu haben.

Quelle: Buckower Lokal-Anzeiger: Waldsieversdorfer Zeitung; Zeitung für die Märk. Schweiz, Nr. 112 vom 14. September 1933 (38. Jahrgang).

Anmerkung: Ob die Tatvorwürfe an Wienhold S. tatsächlich zutrafen, lässt sich nicht nachprüfen. Häufig wurde nicht mit rechtsstaatlichen Mitteln gegen Regimegegner*innen vorgegangen. Dass Kommunist*innen entschiedene Gegner*innen der Nazis waren und ihnen auch mit Gewalt gegenübertraten, wird von vielen Zeitgenoss*innen bestätigt. Sie wurden wie auch die Sozialdemokrat*innnen seit der Machtübernahme der Nazis und besonders nach dem Reichtagsbrand besonders hart verfolgt, eingesperrt, gefoltert und ermordet.

Der Reichstagsbrand (27. Februar 1933), der mitten in den Wahlkampf für die Reichstagswahl fiel, und die daraus resultierende Reichstagsbrandverordnung veränderten die politischen Bedingungen im Deutschen Reich. Die NS-Propaganda deutete die Tat, zu der sich der niederländische Linksanarchist Marinus van der Lubbe bekannte, als einen kommunistischen Umsturzversuch. Dementsprechend wurde bereits am 28. Februar 1933 die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ (Reichstagsbrandverordnung) einstimmig vom Kabinett verabschiedet und vom Reichspräsidenten Hindenburg unterzeichnet.  Die Bürger*innen wurden ihrer verfassungsmäßigen Grundrechte (zum Beispiel Versammlungs- und Pressefreiheit) beraubt und der fortwährende zivilen Ausnahmezustand proklamiert.

Die „Notverordnung“ als legaler Schein machte es dem NS-Regime möglich, Oppositionelle durch diverse Maßnahmen zu unterdrücken (zum Beispiel in „Schutzhaft“ zu nehmen). Am 8. März 1933, drei Tage nach der Reichstagswahl wurden der KPD die gewonnenen Reichstagsmandate  aberkannt und ihre Parlamentssitze galten als erloschen. Im Juli verbot die NS-Regierung die SPD.

Weiterführende Links:

Reichstagsbrand