Brandenburg an der Havel. Gertrud Piter, ehemalige KPD-Stadtverordnete, wird im Alten Zuchthaus ermordet.
Eine der im Sommer 1933 Verhafteten in Brandenburg ist Gertrud Piter, eine ehemalige KPD-Stadtverordnete. Gertrud Piter wird schon in den 1920er Jahren KPD-Mitglied und zieht 1924 ins Stadtparlament ein. Nach den ersten Verhaftungen von Parteigenoss*innen im März 1933 übernimmt sie im Untergrund die Leitung des lokalen Parteibezirks. Als dieser auffliegt, wird sie am 10. September ins städtische Polizeigefängnis des Neustädtischen Rathauses gesteckt. Wenige Tage später kommt sie als erste Frau in das neuerrichtete Konzentrationslager Brandenburg. Dort wird sie von den SS-Wachmannschaften vergewaltigt und wiederholt gefoltert und schließlich ermordet.
Quelle: Paul Schulze: Piter, Gertrud – Widerstandskämpferin, in: Marcus Alert/ Wolfgang Kusior (Hg.): 45 namhafte Brandenburger. Sammelband. B. Neddermeyer Verlag, Berlin 2002.
Anmerkung: Kommunist*innen gehörten – neben Sozialdemokrat*innen – zu den politischen Hauptgegner*innen der Nationalsozialist*innen. Ihre systematische Verfolgung begann bereits unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten.
Der Reichstagsbrand (27. Februar 1933), der mitten in den Wahlkampf für die Reichstagswahl fiel, und die daraus resultierende Reichstagsbrandverordnung veränderten die politischen Bedingungen im Deutschen Reich. Die NS-Propaganda deutete die Tat als einen kommunistischen Umsturzversuch. Dementsprechend wurde bereits am 28. Februar 1933 die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ (Reichstagsbrandverordnung) einstimmig vom Kabinett verabschiedet und vom Reichspräsidenten Hindenburg unterzeichnet. Die Bürger*innen wurden ihrer verfassungsmäßigen Grundrechte (zum Beispiel Versammlungs- und Pressefreiheit) beraubt und der fortwährende zivilen Ausnahmezustand proklamiert.
Die „Notverordnung“ als legaler Schein machte es dem NS-Regime möglich, Oppositionelle durch diverse Maßnahmen zu unterdrücken (zum Beispiel in „Schutzhaft“ zu nehmen). Am 8. März 1933, drei Tage nach der Reichstagswahl wurden der KPD die gewonnenen Reichstagsmandate aberkannt und ihre Parlamentssitze galten als erloschen. Im Juli verbot die NS-Regierung die SPD.
In Brandenburg erinnern heute mehrere Orte an Gertrud Piter. An dem Gebäude der Stadtverwaltung hängt eine Gedenktafel. Sie wurde hier im ehemaligen Alten Zuchthaus ermordet. In der Mühlentorstraße 15, wo sie zuletzt lebte, befindet sich eine weitere Gedenktafel. Brandenburg hat außerdem einen Gertrud-Piter-Platz.
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