Neuruppin. Anlässlich der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler marschieren die SA und Mitglieder des Stahlhelms mit Fackeln und Fahnen durch Neuruppin.
Der Fackelzug marschiert zum Paradeplatz, dort singt eine tausendköpfige Menschenmenge das Deutschlandlied. Ein SA-Standartenführer hält eine Rede, in der er ein Gelöbnis der Treue zum Führer ablegt. Darauf, so heißt es in den Ortschroniken, rückt die SA in den sogenannten Stadtgarten ab, um dort weiter zu feiern.
Unter dem Titel „Fackelzug der nationalen Front“ berichtet die Märkische Zeitung am 1. Februar 1933: „Erst nachmittags um 3 Uhr waren seitens der SA- und Stahlhelmkreisführerschaft die Befehle ergangen, abends um 8 Uhr zu einem gemeinsamen Fackelzug in Neuruppin anzutreten. […] Eine tausendköpfige Menschenmenge begleitete den unendlich langen Fackelzug, vorweg, zu beiden Seiten und hinterher marschierend.“ Das Blatt schreibt von der „frohen Stimmung, die alle beherrschte, getragen von der Hoffnung, dass der Weg für ein nationales Deutschland nun mehr frei ist“.
Quelle: Märkische Zeitung und Anzeiger für Stadt und Kreis Ruppin vom 1. Februar 1933.
Anmerkung: Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Hitler, Vorsitzender der NSDAP, führte die zu diesem Zeitpunkt stärkste Fraktion des Reichstags an – seine Partei hatte bei den Reichstagswahlen am 6. November 1932 ein Drittel der Stimmen für sich verbuchen können. Bereits am Abend des Tages, an dem Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war, zogen die NSDAP-Anhänger*innen mit Fackeln jubelnd durch Berlin.
Allerdings erfolgte diese Ernennung durch Hindenburg erneut ohne die parlamentarische Mehrheit im Reichstag. Damit war dieses Kabinett vom 30. Januar wieder ein Präsidialkabinett, so wie die Kabinette davor seit 1930. Hindenburg bestimmte diese Präsidialkabinette per Notverordnung gemäß Artikel 48 der Weimarer Verfassung, das machte sie instabil. So waren die Jahre vor 1933 geprägt durch eine Endlosschleife von Gesetzgebungen per Notverordnung, die Versuche des Parlaments, diese aufzuheben, darauffolgende mehrfache Auflösungen des Reichstags durch den Reichspräsidenten und Neuwahlen. Auf diese Weise wurde das gewählte Parlament über einen längeren Zeitraum von den politischen Entscheidungen ausgeschlossen
Weiterführende Links: