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Ermordung von Ernst Kloß

Luckenwalde. Ernst Kloß erliegt seinen Verletzungen im Krankenhaus. Drei Tage zuvor wird er nach einer Flimveranstaltung von einer größeren Menge Nazis aufgegriffen und verprügelt. Auf der Flucht vor dem Mob wird er mehrmals angeschossen.

Am 10. April 1933 bringt die Luckenwalder Zeitung eine Randnotiz unter der Überschrift „Folgenschwere Schießerei“. Berichtet wird: „Vergangene Nacht entstand, wie wir hören, in der Breiten Straße eine Schießerei. Dabei wurde einer der Beteiligten lebensgefährlich verletzt. Er erhielt einen Schuß in die Hand und einen schweren Bauchschuss und musste sofort im Krankenhaus operiert werden.“

Die Luckenwalder Zeitung schreibt am 11. April 1933, dass der Mann seinen Verletzungen erlag. Am Tag darauf aber heißt es, der Mann sei fälschlich totgesagt worden und noch am Leben. Weitere Meldungen finden sich in den nächsten Tagen und Wochen nicht mehr

Quelle: Luckenwalder Zeitung vom 10. April 1933 (83. Jahrgang).

Anmerkung: Ernst Kloß war ein Luckenwalder Boxsportler, der offen gegen die Nazis auftritt.  Alle Meldungen der Luckenwalder Zeitung  haben den Charakter einer kurzen, lapidaren Notiz, ohne weitere Informationen über die Umstände, die Täter und das Opfer. Auf diese Weise vertuscht die Zeitungsredaktion den Mord vor der Luckenwalder Bevölkerung. Die Täter werden nie ermittelt, das Verfahren wird nach nur 18 Tagen eingestellt.

Nach der Machtübertragung an die Nazis fielen zahlreiche Menschen dem SA-Terror zum Opfer. Ab Februar 1933 wurden viele SA-Mitglieder in neugeschaffene Hilfspolizeieinheiten eingegliedert. So konnten sie ihre Gewaltaktionen unter dem Deckmantel der Legalität ausführen. Der Terror durch SA-Leute gegen politisch Andersdenkende spielte in den ersten Monaten eine wichtige Rolle bei der Festigung der Naziherrschaft. Willkürlich Verhaftete wurden in SA-Sturmlokalen misshandelt und gefoltert.

Bereits im Februar 1933 kam es während einer SPD-Wählerversammlung in den Harting´schen Festsälen in der Jüterboger Straße zur sogenannten Saalschlacht von Luckenwalde. 300 SA-Männer aus Berlin und Teltow waren schon vor Veranstaltungsbeginn in den Saal gestürmt und griffen die Anwesenden an. Die Luckenwalder Zeitung berichtete von mehr als zehn Verletzten, die ärztlich versorgt werden mussten.

Weiterführende Links:

Audiowalk Luckenwalde – Station VI