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Blutiger Zusammenstoß in Wriezen

Wriezen. Die Fehrbelliner Zeitung berichtet, dass die Nazis am Sonntag in Wriezen (Oder) ein SA-Treffen veranstaltet haben. Bei einem Marsch durch die Stadt seien sie von Kommunist*innen beschimpft und mit Steinen beworfen worden.

Außerdem sollen Kommunist*innen den Nationalsozialisten G. aus Berlin überfallen und mit einem Messer attackiert haben. Als Täter wird der Wriezener Kommunist M. vermutet. Er werde von der Polizei bereits gesucht.

Quelle: Fehrbelliner Zeitung: Anzeiger für das Ländchen Bellin und Umgebung; behördliches Publikationsorgan für die Stadt Fehrbellin, Nr. 12 vom 27. Januar 1931 (42. Jahrgang).

Anmerkung: Besonders seit der Wirtschaftskrise waren viele politische Ereignisse, sei es eine Mai-Demonstration oder anstehende Wahlen, von Aufständen begleitet. Die SA, die bewaffnete Schläger- und Propagandatruppe der NSDAP, versuchte die Straßen durch Aufmärsche und provozierte Zusammenstöße mit linksgerichteten Gruppierungen brutal zu erobern. Oftmals zogen SA-Männer Kampflieder singend und randalierend durch Arbeiter*innenviertel, um Zusammenstöße herauszufordern. Häufig behauptete die SA später, von Kommunist*innen angegriffen worden zu sein und daher nur in Notwehr selbst Gewalt angewandt zu haben.

Höhepunkt bildete der „Altonaer Blutsonntag“ am 11. Oktober 1932, bei dem während einer Straßenschlacht zwischen SA, Kommunist*innen und der Polizei 18 Zivilisten*innen ihr Leben ließen und über 100 Verletzte zu beklagen waren.

Sozialdemokratische Arbeiter*innen konnten sich bei der Abwehr der Angriffe der SA-Angriffe eher auf die Polizei verlassen, die in Preußen bis Sommer 1932 sozialdemokratisch geführt wurde, als die Kommunist*innen. Diese galten bei der Polizei, der Justiz und großen Teilen der Öffentlichkeit häufig als Unruhestifter, Kriminelle und Staatsfeinde. Bei Provokationen und Angriffen der SA reagierten die Kommunist*innen auch mit gewalttätigen Gegenangriffen.

Weiterführende Links:

Sturmabteilung (SA)

Der „Blutmai“ 1929

Der „Altonaer Blutsonntag“ 1932