Potsdam. Bei einer Kundgebung in Potsdam redet der als Ministerpräsidenten von Preußen eingesetzte Hermann Göring vor 40.000 Teilnehmer*innen.
Bereits um sechs Uhr früh waren die Arbeiter*innen im „roten“ Potsdamer Vorort Nowawes von einem Spielmannszug geweckt worden. Obwohl die Nationalsozialisten den 1. Mai zum Feiertag gemacht haben, müssen die Arbeiter*innen in die Betriebe, wo Appelle stattfinden. Danach geht die Belegschaft geschlossen zum Festumzug.
Im Babelsberger Park findet eine unabhängige Maifeier statt, wo der Kommunist Walter Klausch zu Arbeiter*innen spricht.
Die Führung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) hatte zur Teilnahme an den offiziellen Maifeiern aufgerufen.
Quelle: Märkische Allgemeine vom 30. April 2013.
Anmerkung: Den 1. Mai zum Feiertag zu erklären, war ein geschickter Schachzug der Nationalsozialisten, um Gewerkschafter*innen an das neue System zu binden. Schon lange hatten die Gewerkschaften gefordert, dass der 1. Mai ein Feiertag wird.
Nach dem Reichstagsbrand waren die SA und SS mit Terror gegen Kommunist*innen, Sozialdemokrat*innen und Gewerkschafter*innen vorgegangen. Hunderte Nazigegner wurden verschleppt und misshandelt. Das erklärt wohl, dass die Führung des ADGB in einer Mischung aus Angst und Opportunismus zur Teilnahme an den offiziellen Maifeiern aufgerufen hatte.
Die Teilnahme an unabhängigen Maifeiern wie im Babelsberger Park konnte gefährlich sein. Mitunter wurden Teilnehmer*innen im Nachhinein verhaftet.
Unter den Nationalsozialisten verlor der 1. Mai seinen Charakter als Feiertag der Arbeiterbewegung. Stattdessen wurde er zu einer Art nationalsozialistischem Frühlingsfest, bei dem der Maibaum als Frühlingssymbol im Mittelpunkt stand.
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